Rückblick – ein Lepra-Asyl am Rande der Wüste

Heute erinnern wir uns an unseren Einsatz für Lepra-Kranke in Pakistan.

Sr. Gisela und Sr. Adelheit

Sr. Gisela und Sr. Adelheit

Im Süden Pakistans, ca. 20 km vom Stadtzentrum Karachis entfernt, hatten sich bis zu 200 Leprakranke angesiedelt. Die Stadtverwaltung Karachis übertrug 1963 die Leitung uns Christusträgern. Sr. Dr. Wanda und weitere Schwestern und Brüder behandelten die Kranken, die oft von weit her kamen. Aus dem Asyl wurde im Lauf der Jahre ein Krankenhaus, das seit 1978 wieder unter staatlicher Leitung weitergeführt wird.

Sr. Gisela und Sr. Adelheid waren mehr als 10 Jahre im Lepra-Krankenhaus im Einsatz

Als sehr junge Schwester kam ich in die Wüstenoase Manghopir, umgeben von Sand und Hitze. Und von oft unfreundlichen und undankbaren Leprakranken. Sie waren voll Misstrauen und konnten nicht glauben, dass wir ihnen helfen wollten, ohne etwas dafür zu verlangen. Trotz all der widrigen Umstände haben wir eine unbeschreibliche undunerklärliche Freude im Herzen erlebt.

Sr. Gisela

Erst als wir wegen Kriegs-Unruhen einige Wochen das Land verlassen mussten, geschah eine Änderung. Die Patienten merkten, dass sie von ihren eigenen Landsleuten nicht gut versorgt wurden und waren dankbar, als wir wieder zurückkamen. Langsam wuchs Vertrauen, ihre Haltung änderte sich und manch ein Kritiker wurde ein treuer Mitarbeiter.

Sr. Adelheit

 
Das Lepra-Krankenhaus in Manghopir, Karachi ca. 1967

Das Lepra-Krankenhaus in Manghopir, Karachi ca. 1967

Eine große Veränderung erfuhren auch die Lepra-Kranken selbst – zum Beispiel Yousuf

Er war 13 Jahre alt, als er zu uns ins Lepra-Hospital kam. Er war in Kaschmir geboren, seine Mutter war früh gestorben. Der Vater und ein älterer Bruder waren Landarbeiter. Beide waren gesund. Mit etwa 8 Jahren zeigte sich bei Yousuf die Lepra mit Knoten und Schwellungen im Gesicht. Lange wurde er nicht behandelt. Ein ehemaliger Leprakranker aus Manghopir riet ihm nach Karachi zu fahren. Sein Onkel brachte ihn zur Behandlung. Eitrige Lepraknoten, Geschwüre und Schwellungen hatten das ganze Gesicht entstellt. Ein Bild des Jammers. Tapfer trug er sein Los.

Yousuf war ein zurückhaltendes, ruhiges Kind, das noch nie zur Schule gegangen war. Es brauchte einige Zeit, bis er Vertrauen fasste. Doch er ließ sich ermutigen und besuchte eifrig die Hospital-Schule.
Es dauerte sehr lange, bis er auf die Lepra-Behandlung ansprach und die Schwellung in seinem Gesicht zurück ging. Jedoch es blieb ein runzeliges Gesicht, und mit seiner „Knollen-Nase“ sah er aus wie ein alter Mann. Der ernste Gesichtsausdruck war Ausdruck seines großen Leides.

Yousuf

Yousuf

Doch nach dem erfolgreichen Abschluss der 10. Klasse konnte er eine technische Ausbildung machen. Dazu bekam er plastische Operationen, die sein Aussehen sehr verbesserten und ihm zu mehr Selbstvertrauen halfen.

Er fand Arbeit in einer Fabrik und konnte sich hocharbeiten bis zum Vorarbeiter.

Yousuf ist heute glücklich verheiratet , sogar schon Rentner, und hat zwei Töchter, die gute Schulen besuchen konnten. Eine davon ist verheiratet und hat ihm zwei Enkelkinder geschenkt. Er ist ein dankbarer, zufriedener Mensch, der zur rechten Zeit Hilfe erleben durfte. Gott sei Dank!

— Sr. Christine, 15. Juni 2022